Diese Frage wird mir immer wieder gestellt und ist gar nicht so einfach zu beantworten...
Ich fange mal damit an, dass ich die Bezeichnung Haarseife für völlig unnötig halte - eine gute Naturseife enthält keinerlei Zusätze, die eine besondere Wirkung auf die Haarbeschaffenheit haben, sondern ist immer für Haut und Haare geeignet.
Die pflegende Wirkung die durch die Haarwäsche mit Seife erzielt wird, ist einzig den verwendeten Ölen und der milderen Reinigung zuzuschreiben.
Wir sind durch die Werbung und die Versprechen vieler Hersteller von Haarprodukten darauf fixiert, dass es dieses "eine" Produkt geben muss, dass für meinen Haartyp perfekt ist - und genau das funktioniert bei Naturseife nicht.
Natürlich kann ich die perfekte Seife für meine Haarbedürfnisse finden und werde mit einer glänzenden, elastischen Haarpracht belohnt - aber das bedeutet noch lange nicht, dass meine Freundin mit genau dem gleichen Haartyp und den gleichen Haarproblemen mit genau dieser Seife auch Erfolg hat.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Meine eigenen, zu Trockenheit und Krause neigenden Naturwellen kommen mit Olivenöl überhaupt nicht zurecht, weder pur noch verseift. Im Gegenzug bekomme ich Anfragen von Kunden, ob ich denn nicht mal eine Olivenöl-Seife in mein Sortiment aufnehmen möchte, dieses Öl würde bei ihren trockenen, krausen Wellen wahre Wunder vollbringen...hmmm...
Dagegen finden meine Haare Kokosöl und Kokosölseifen richtig gut, und wenn man mal in verschiedenen Haarforen stöbert, wird Kokosöl oft als eher austrocknend und für Haarseifen ungeeignet beschrieben - was ich überhaupt nicht bestätigen kann!
(Zum Thema Kokosöl werde ich demnächst einen eigenen Artikel verfassen, da wären nämlich einige Missverständnisse auszuräumen)
Wie kann das sein?
Die Seife mit der "richtigen" Ölkombination für die eigenen Bedürfnisse zu finden ist eine sehr individuelle Angelegenheit und benötigt fast immer einige Versuche mit verschiedenen Seifenzusammensetzungen.
Grob ableiten lassen sich natürlich Dinge wie "je trockener Haare und Kopfhaut sind, umso höher kann die Überfettung gewählt werden" (muss aber nicht, denn eine passende Zusammensetzung funktioniert auch gut bei niedrigerer Überfettung).
Ganz wichtig sind auch Begleitumstände wie die Qualität des Wassers und die Waschtechnik, dazu habe ich bereits in der Kategorie Haare waschen mit Seife eine Anleitung mit vielen Tipps und Tricks geschrieben.
"Fettiges" Haar benötigt z.B. nicht zwangläufig eine niedrige Überfettung.
Hier ist nämlich nicht das Haar das Problem, sondern die aus dem Gleichgewicht geratene Kopfhaut, die durch zu stark entfettende Reinigung (z.B. "scharfe" Shampoos gegen fettiges Haar) vorgeschädigt ist und einfach viel zu viel hauteigenes Fett (Sebum) nachproduziert - einen gewissen Fettanteil benötigt die Kopfhaut um gesund und geschmeidig zu bleiben, der "Überschuss" verteilt sich dann im Haar als natürlicher Schutz, aber wenn die Sebum-Produktion zu hoch ist, wird das Haar eben fettig.
Durch eine aus dem Gleichgewicht geratene Kopfhaut können aber auch Probleme mit Trockenheit entstehen, dann ist die Sebumproduktion zu gering - Schuppen und trockenes, sprödes Haar können die Folge sein.
Also hängt alles von einer ausgeglichenen Kopfhaut ab!
Wie man merkt, ist eine Empfehlung einer bestimmten Seife für einen bestimmten Haarzustand eigentlich nicht möglich.
Naturseife ist auch nicht dazu geeignet, bereits vorhandene Haarschäden zu "reparieren" oder auch nur zu überdecken. Es fehlen die ganzen Zusätze, die in konventionellen Haarprodukten enthalten sind (oftmals auch in Naturkosmetik), also geschmeidig machende Zusätze für bessere Kämmbarkeit, Filmbildner um Haarschäden zu kaschieren, Mittelchen gegen elektostatische Aufladung, Wirkstoffe gegen Schuppen, Zusätze die das Haar fülliger wirken lassen.....
Naturseife ist einfach ein mildes, bewährtes und umweltschonendes Reinigungsmittel, das - in der passenden Zusammensetzung für die eigenen Bedürfnisse - dabei hilft, die Kopfhaut (und natürlich auch die Haut am ganzen Körper) wieder ins von der Natur vorgesehene Gleichgewicht zu bringen. Die Überfettung "ummantelt" das Haar mit einem natürlichen Schutzfilm um es vor weiteren Schäden zu schützen und neues Haar kann gesund und viel pflegeleichter nachwachsen.
Es gibt bei Seifen für die Haare kein "Richtig" oder "Falsch".
Welche Öle und welche Überfettungsstufen zu den eigenen Bedürfnissen passen, findet man nur durch ein bisschen "Ausprobieren" heraus - und ein "Sofortwunder" findet in der Regel nicht statt, also braucht es auch etwas Geduld und Konsequenz...wer durchhält kann aber durchaus mit einem Vorher-Nachher-Ergebnis wie diesem hier belohnt werden: